Die christliche Gemeinde als Gruppe- der Wunsch, dazu gehören zu dürfen:
Gruppenzugehörigkeit,Gruppendynamik
und Gruppenkonflikte. Du und die Gruppe.
Sich einfügen ist nicht dazu gehören. Dazu gehören ist, so, wie du bist, willkommen zu sein.
Wir alle wollen dazu gehören.
Es ist ein menschliches Grundbedürfnis, dass wir Teil einer Gemeinschaft sein können, dass wir in sozialem Austausch mit anderen stehen. Menschen sind soziale, beziehungsorientierte Geschöpfe, und wir verkümmern ohne Gemeinschaftsgefühl- fühlen uns einsam und isoliert.
Gruppen, welcher Art auch immer, bieten uns diese Basis einer Gemeinschaft.
Denk einmal an Arbeitsgruppen, Freundeskreise mit Cliquenstruktur oder Sportvereine- sie alle haben etwas gemeinsam: Sie arbeiten auf ein bestimmtes und fest definiertes Ziel hin, sie teilen gemeinsame Interessen und bieten einen Rahmen, innerhalb dessen dieses Bedürfnis gestillt und gelebt werden kann.
Auch Anerkennung und Wertschätzung, die Möglichkeit, sich selbst in solchen Gruppen einzubringen und zu erfahren, ist ein Ziel einer Gruppe.
Gleichgesinnte treffen zu können, Freundschaften zu schließen, Geborgenheit zu erfahren. Eine Gruppe, der wir uns zugehörig fühlen, bringt uns zum Aufblühen, kommt unseren eigenen Werten und Idealen nah und bietet Kontakt mit Gleichgesinnten. Wir fühlen uns sicher und angenommen, gefördert und willkommen. Wir sind Teil eines Netzwerkes.
Doch nicht nur das Grundbedürfnis nach Zugehörigkeit bestimmt den Menschen, sondern auch das Bedürfnis, sich abzugrenzen, anders zu sein, individuell und einzigartig zu sein.
In Gruppenprozessen äußert sich das so, dass sich eine gewisse Bonnie & Clyde-Haltung entwickelt"- "wir gemeinsam gegen den Rest der Welt: Bist du Fan der einen Mannschaft, kannst du nicht Fan der anderen sein. Bist du bei Firma xy angestellt, ist diese "natürlich viel besser" als die Firma nebenan, die Mitglieder abwirbt. Man nennt das Eckpfeiler, über welche sich die Gruppenidentität definiert. Und umso extremer die Auffassungen und der Anpassungsdruck nach innen ist, desto extremer wird auch "die Welt im Außen" abgelehnt.
Also, was heißt das konkret für dich?
Du willst dazugehören, angenommen sein.
Daher entwickelst du Solidarität/Loyalität zu deiner Gruppe, weil du die gleichen Interessen teilst wie sie, die gleichen Ziele verfolgst. Du siehst dich als Teil dieser Gruppe, aber gleichzeitig willst du dich auch abgrenzen (dürfen),"du selbst seinund bleiben" dürfen. Du möchtest selbstbestimmt und autonom bleiben, deine Persönlichkeit behalten.
Und das ist absolut gesund.
Das ist ganz wichtig zu verstehen, wenn wir nun über das reden, was die Schattenseiten von Gruppenzugehörigkeit ausmacht:
In Gruppen passt man sich automatisch an, weil man dazugehören will. Die Psychologie nennt dies Gruppenkonformität.
Man übernimmt Werte, Verhaltensweisen und auch Handlungen, die man vielleicht persönlich so niemals vertreten oder ausagieren würde. Ein Anpassen an die Mehrheitsmeinung: Es verspricht scheinbar ein Vermeiden von Streit und Diskussionen. Und man verspricht sich davon größere Akzeptanz, weniger Probleme und vielleicht auch den Schutz der Gruppe.
Auch in Gruppen kommt es nämlich zu Konflikten. weil es unterschiedliche Meinungen und Auffassungen gibt, insbesondere, wenn die Gruppe sehr groß ist. Es kommt zu Konflikten zwischen Gruppen mit ähnlichen Zielen und Werten, und dann sind da noch unterschiedliche Charaktereigenschaften der einzelnen Gruppenmitglieder, die aufeinander prallen, Außerdem, und dazu kommen wir jetzt, gibt es in Gruppen häufig einen dekonstruktiven, also nicht förderlichen Umgang mit Konflikten.
Fassen wir das kurz zusammen:
Dass du dazugehören willst, ist völlig normal und gesund.
Wir Menschen sind eben keine Einzelgänger. Und die Zugehörigkeit zu einer Gruppe hat viele gute Seiten: Gemeinsame Interessen, gemeinsame Ziele, Gleichgesinnte treffen- es ist identitätsstiftend und gibt dir die Möglichkeit, dein Bedürfnis nach Beziehung und Loyalität in einem geschützten Rahmen auszuleben.
Doch auch dein Bedürfnis nach deiner Selbstbestimmung und persönlichen Meinung, Identität ist normal und gesund.
In Gruppenprozessen geht jedoch genau dies oft verloren, weil man sich der Mehrheitsmeinung anschließt, um dazugehören zu dürfen, obwohl es einem selbst vielleicht widerspricht. Hier wird dann die Gruppenidentität und Zugehörigkeit wichtiger als deine eigene Persönlichkeit. Und das ist schwierig, gefährlich und im Extremfall macht es dich krank, weil du in einem ewigen inneren Zwiespalt lebst.
Um diese negativen Auswirkungen und schwierigen Prozesse geht im nächsten Beitrag.
Quellen: In Dankbarkeit und Achtung für die jeweiligen Projekte und Aufklärungsarbeiten:
https://www.deutschlandfunk.de/spiritueller-missbrauch-ich-passte-ins-beuteschema-100.html
https://www.youtube.com/watch?v=oI9Xkp5_YEI
Mit Dank an Prof. Dr. Samuel Pfeifer für eine wirklich gute Vorlesung.
"Die Welle"- Morton Rhue.
sowie reichlich persönliche Erfahrung und Recherche.