top of page
Finger, der auf andere anklagend zeigt.
 Spirituellen Missbrauch erkennen:
Die förderliche Gemeinde vs. die grenzüberschreitende Gemeinde.

"Der HERR ist mir erschienen von ferne:

Ich habe dich je und je geliebt,

darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte."

(Jeremia 31,3)

Wenn wir uns dem Thema geistlicher Missbrauch nähern wollen, müssen wir erst einmal verstehen, was eine förderliche Gemeinde ist, und ich lade euch dazu ein, dies einmal mit mir zu definieren:


Eine förderliche, gesunde und ermutigende Gemeinde ist ein Treffpunkt für gleichgesinnte Gläubige, die nach außen hin, also gegenüber anderen Gemeinden, nicht verschlossen, sondern im Austausch ist.

Die Gemeinde selbst ist nicht das Zentrum des Glaubens, der Selbstzweck- sondern der Ort, an dem sich Jesusnachfolger treffen, austauschen, genährt werden und eine sich gegenseitig tragende Gemeinschaft erfahren. Sie ist offen für neue Mitglieder und hat eine niedrige Eintrittsschwelle, das heißt, Leute werden so willkommen geheißen, wie sie sind.

Im Mittelpunkt allen Strebens steht die immer tiefer und vertrauter werdende Gottesbeziehung des einzelnen Gläubigen, aber auch die Gemeinschaft und die Beziehungen untereinander.

Was heißt das konkret und auf den Gemeindealltag bezogen?

 

Nun, die Gemeindeleitung hält sich von Zusatzlehren fern, hat die Bibel als Richtschnur und Grundlage und vertraut fest in die Souveränität und Zugewandtheit Gottes, in das abgeschlossene Erlösungswerk Christi und in seine tatsächliche Wiederkehr. Sie erkennt den Heiligen Geist und Geistesgaben an, ohne ausschließlich nach letzteren zu streben oder diese "besitzen zu wollen". Der Blick ist auf Jesus gerichtet, er selbst ist Maßstab aller Entwicklung und Vorbild in Handeln und Wirken- nicht nur innerhalb der Gemeinde, sondern vor allem im Alltag. Das heißt, das Christsein durchflutet alle Bereiche des Lebens, und hört nicht an der Türschwelle der Gemeinde auf.

Eine gesunde Gemeinde fördert das Wachstum einzelner Mitglieder. Dabei ist der Blick auf das Wertvolle des einzelnen Menschen gerichtet, nicht auf seine Fehler und Charakterschwächen. Eine Gemeinde ist menschen- und lebensfreundlich!

Es besteht die Möglichkeit zu Transparenz und Authentizität, ohne Furcht vor Ausgrenzung und inneren Druck. Die Gemeindeleitung bietet verschiedene Projekte an, die Wachstum ermöglichen - die Lehre ist nicht einseitig, sondern komplex und Bibel basiert.

Hier wird auf Kontext geachtet und beides gepredigt: Das Kreuz und die Gnade. Im Mittelpunkt aller Lehre aber steht die persönliche Gottesbeziehung des Einzelnen und das Erlösungswerk Christi.

Bist du dort regelmässiger Besucher oder Mitglied, wirst du ermutigt, Gott selbst zu suchen, selbst Bibel zu lesen, selbst zu studieren mit dem Ziel, immer unabhängiger und gefestigter zu werden und ihre Identität mehr und mehr in Christus zu finden. Zweifel, andere Meinungen, offener Diskurs sind erwünscht, du darfst sie haben und die Auseinandersetzung suchen-- und dies wird als persönliche Wachstumsschritte eingeordnet.

Persönliche Ermutigung und Wertschätzung überwiegt bei weitem deutlich die Ermahnung.

Auftretende Konflikte werden auf Augenhöhe geklärt und im Gebet vor Gott gebracht. Probleme und Verletzungen werden ernst genommen und nicht heruntergespielt.

Du kannst dich vertrauensvoll an die Gemeindeleitung wenden und musst keine Angst haben, dafür abgelehnt oder belächelt zu werden. Man bemüht sich, mit dir gemeinsam Lösungswege zu finden.

Eine gesunde Gemeinde mischt sich nicht in die Privatsphäre des Einzelnen ein.

Welchen Kleidungsstil jemand (privat) bevorzugt, welche Musik er oder sie hört, welche Bücher gelesen werden oder nicht, welcher Freundeskreis vorherrscht oder mit wem man Umgang hat, ja, selbst die Partnerwahl sind Persönlichkeitsrechte, die akzeptiert werden, egal, wie die persönliche Einstellung dazu ist. Ebenso hält sie sich aus bevorzugten Freundschaften heraus. Sie hält Krisen von Mitgliedern aus und stuft sie nicht als dämonisch oder unerwünscht ein. Sie heißt jeden willkommen, auch Kranke, auch Schwache, auch gehandicapte Menschen- und im Idealfall auch Mitglieder der LGBTQ Bewegung. Es gibt kein Ansehen der Person noch eine elitäre Einstellung, selbst weiter, höher, weiser zu sein als der Rest.

Eine gesunde Gemeindeleitung  bietet also Gemeinschaft auf Augenhöhe, unabhängig von der Dauer und der Intensität der eigenen Jesusbeziehung. Sie bietet Chancengleichheit in Hinblick auf Dienste in der Gemeinde, Ausleben und Einbringen von Gaben und bemüht sich, dich deinen Gaben gemäss einzusetzen. Hierbei kontrolliert sie dich nicht, steht dir aber für Rückfragen zur Verfügung, lässt dich also auch nicht im luftleeren Raum stehen.

 

Zudem hat sie einen karitativen Anspruch, ein Sendungsbewusstsein und begegnet auch dort,wo sie mit Ungläubigen zusammenkommt, ihnen mit Herzlichkeit, Sympathie und echtem Interesse am Gegenüber. Sie bindet ein, eröffnet Möglichkeiten und unterstützt auf eine positive Weise. Sie nimmt zwischenmenschliche Konflikte ernst und ist um Schlichtung und Aufarbeitung bemüht.

Kritisches Denken und Hinterfragen von Wegen ist erwünscht und wird aufgenommen.

 Die Mitarbeit in der Gemeinde ist grundsätzlich freiwillig, ehrenamtlich, und im Falle von übernommenen Teilbereichen auch verpflichtend im Sinne von Verlässlichkeit. Fehler sind akzeptabel, und keine Katastrophe. Wird viel Zeit in die Gemeinde investiert von Einzelpersonen, und ist diese Arbeit notwendig und förderlich ( Seelsorge-Team, Gebetsteam, Suppenküche u.ä.) werden entsprechende Minijob- oder Teilzeitverträge angeboten und in der Gemeinde thematisiert.

Eine gesunde Gemeinde hat Mindeststandards für Hauskreise, in denen Wertschätzung, gegenseitige Achtung und Respekt ganz oben stehen.

Sie arbeitet daran, dass Hauskreise zu vertrauensvollen Orten und Kleingruppen werden, an denen gemeinsam Gott gesucht und Herzen geteilt werden können, ohne dass hierdurch moralischer Zwang, Anklage oder der Druck zur verpflichtenden Selbstoffenbarung entsteht.

Eine gesunde Gemeinde bietet Seelsorge an und ermutigt zur Seelsorge, und zwar unter der Maßgabe, die in Seelsorge Gehenden nicht wieder "linientreu" zu machen, sondern zu ihrer Wahrheit in Christus zurückzuführen. Sie verlangt absolute Verschwiegenheit der Seelsorger, und geht gegen Verletzungen der Schweigepflicht gegenüber Dritten entschieden vor. Die Gemeindeleitung erfragt in keinem Fall die Inhalte von Seelsorgegesprächen und tauscht sich nicht mit Seelsorgern über einzelne Mitglieder aus, um so Kontrolle und Wissen zu erhalten, das ihnen nicht anvertraut wurde.

Ebenso informiert sich die Gemeindeleitung über Netzwerke wie soziale Dienste, Psychotherapeuten und karitative Einrichtungen, um Hilfe anbieten zu können, wo sie es selbst nicht leisten kann. Sie unterstützt ihre Mitglieder praktisch und fördert das Gemeinschaftsleben.

In einer gesunden Gemeinde gibt es die Bitte um Spendengelder, aber keine Manipulation oder Bedingung im Sinne der verpflichtenden Zehnten-Zahlung "wenn man sich hier einbringen möchte". Schon gar nicht gibt es manipulative Gebete, die die Geldbeutel derer öffnen sollen "die dazu jetzt noch nicht bereit sind".

 

Gesunde Gemeinden vertreten kein Wohlstands-Evangelium, keine Gnosis und keinen Angst basierten und fördernden Dämonenglauben.

 

Zusammengefasst heißt das:

Eine gesunde Gemeinde lässt ihre Mitglieder frei, selbstbestimmt und individuell sein.

Der gemeinsame Stein des Fundamentes ist Jesus Christus,nicht ein bestimmtes Verhalten, ein bestimmter Kleidungsstil noch eine bestimmte Art zu beten. Es gibt keine Überbetonung von Sünde, genauso wenig wie es eine Überbetonung von billiger Gnade gibt. Ihre Entscheidungen sind transparent, ihre Finanzen sind ebenfalls transparent und es werden Rechenschaftsberichte abgelegt.

In einer gesunden Gemeinde "darf man sein." Sie fördert den Glauben und reglementiert ihn nicht. Die Atmosphäre ist grundsätzlich von Respekt und Achtung geprägt und

Grenzübertretungen sind nicht erwünscht. In ihren Regeln ist sie klar, aber auch im Falle einer Amtsenthebung oder Ausschluss von der Mitgliedschaft als letzte Instanz des Gemeinde- und Visionserhalts geschieht dies nicht als Bestrafung, sondern wird im Dialog klar dargelegt. Keinesfalls geht eine solche Entscheidung mit der Vorschrift an verbleibende Mitglieder einher, die betroffene Person "künftig zu meiden", noch ist die betroffene Person zukünftig nicht mehr in Gottesdiensten erwünscht. Es wird zwischen Fehlverhalten und der Person klar unterschieden.

Eine gesunde Gemeinde hat eine Sache verinnerlicht, verstanden und sich auf die Fahnen geschrieben:

 

"Die Würde des Menschen ist unantastbar"

 

Klingt gut, oder? Klingt...entspannt, frei, freudig und wie ein Ort, an den man gerne kommt.

Doch leider sieht Gemeindealltag häufig ziemlich anders aus....

Das liegt daran, dass Grenzüberschreitung und Einmischung seit vielen, vielen Jahren in Gemeinden zur guten Christenpflicht erklärt wurden. Grundlage ist hierfür eine völlig aus dem Ruder laufende Korrektiv- und Ermahnungskultur, die das Entstehen von echten Begegnungen und Vertrauensverhältnissen weitestgehend untergräbt. Aber wie definiert sich jetzt eine grenzüberschreitende Gemeinde?

"Die Gemeinde ist dein Gott, ihre Ideologie und ihr Gottesbild ist der Maßstab deines ganzen Lebens. Die Leiterschaft ist unfehlbar und unkritisierbar. Dienst an der Gemeinde ist dein Dienst an Gott."

 

Wenn die grundlegende Freiheit nicht gegeben ist, die die gesunde Gemeinde beschreibt ( und das ist sicher ein absoluter Idealzustand einer christlichen Gemeinde!), dann ist die Gemeinde entweder auf dem Weg oder bereits im Kern eine missbräuchliche Gemeinde.

 

Erfahrungsgemäß sind drei Phänomene des geistlichen Missbrauchs am deutlichsten zu bemerken:

 

  • Die angenommene autoritäre Unfehlbarkeit des Leiters/ Leiterehepaars/Leiterkreises

  • Die Gemeindeideologie und der Gruppenzwang in der Gemeinde, die an die Stelle der persönlichen Gottesbeziehung treten

  • Die Gleichsetzung von der Liebe zu Gott mit bedingungslosem Gehorsam gegenüber dem Gemeindeideal eines christlichen Lebenswandels. Die Gleichsetzung von unterordnendem Gehorsam mit der Gunst Gottes anstatt mit Beziehung.

 

Wenn sich der Schwerpunkt einer Gemeinde auf die Gemeinde selbst verlagert und nicht mehr auf Jesus und die persönliche Beziehung ausgerichtet ist, verschieben sich alle Gewichtungen hin zu Enge und Gesetzlichkeit:

 

An die Stelle der Identität in Jesus und das Wachsen-Dürfen im Heiligen Geist tritt das Gemeindegesetz, die Gemeinderolle und die Gemeindeidentität.

Die Leitung gibt die Richtung vor, der sich alle anderen unterzuordnen haben. Je nachdem, wie sehr man mit der Leitung konform geht, fühlt man sich dabei gut aufgehoben oder ausgeschlossen.

Abhängigkeitsstrukturen von leitenden Personen und Machtgefälle werden gefördert und Personenkult erzeugt.

Die Leitung proklamiert einen Unfehlbarkeitsanspruch, den sie erbarmungslos auf die Mitglieder überträgt.

Sie gesteht Mitgliedern der Gemeinschaft keine Augenhöhe zu und setzt sich selbst zur letzten Instanz in Glaubensfragen.Du wirst dies an einem diffusen Gefühl bemerken, dass irgendetwas falsch läuft.  Du fühlst dich klein und abhängig, und beginnst, deiner eigenen Wahrnehmung zu misstrauen. Kritik an der Leitung wird gleichgesetzt mit Rebellion gegen Gott und dem Fallen in Sündhaftigkeit. Wenn Probleme auftreten, ist derjenige, der das Problem hat, selbst das Problem. Du bist das Problem, niemals sie, niemals die Gemeindestruktur- DU.

Mitglieder in missbräuchlichen und grenzüberschreitenden Gemeinden werden ermutigt, sich gegenseitig zu ermahnen, ungeachtet der persönlichen Beziehung zueinander. Dies bezieht sich auch und insbesondere auf Bereiche des Privatlebens. Persönliche Vertrauensverhältnisse werden durch Kameradschaft ersetzt. Die eigene Persönlichkeit oder das eigene persönliche Erleben spielt keine Rolle. Echtes Interesse an der Person ist irrelevant. "Hier geht es nur um Jesus, du bist ein Nichts"- das ist die unterschwellige Botschaft, die du empfängst. Du musst dich aufgeben.

Die Gemeindeleitung dringt in missbräuchlichen Gemeinden tief in die persönliche Lebensgestaltung ein:

Sie gibt vor, welche Beziehungen erwünscht und welche nicht erwünscht sind, fordert zu Trennung auf, verbietet Kontakte, und macht etwa uneheliche Beziehungen nicht zu einem Ausschlussgrund von Ämtern, sondern von Gemeindebesuch generell. Oftmals geht dies einher mit geäußertem "kritischen Bedenken", wenn andere Gemeinden besucht werden oder Kontakte übergemeindlich oder gar weltlich gepflegt werden, das Gemeindemitglied wird von anderen Umfeldern als "schädlichen Einfluss" ferngehalten.

Der Gemeindekodex in Bezug auf Kleidung, Auftreten, Beziehungsgestaltung, Sündenverständnis wird auf alle Bereiche einer Persönlichkeit wie eine Schablone oder Ausstechform übertragen. Es gilt die Mehrheitsmeinung, nicht die eigene. Nonkonformität und Widerspruch wird mit Angst und Anklage besetzt, die Gemeinde wird zum absoluten Korrektiv erhoben: Wenn du dich der Lehrmeinung widersetzt, wird dir vermittelt, dass du in Sünde lebst und die Gnade verspielst.

Die "Welt" das Alltagsleben, eigene Interessen und Standpunkte, der Körper und sogar die eigene Familie müssen der Gemeinde untergeordnet werden. Die Gemeinde sieht sich als Ausdruck von Christus selbst. Das erzeugt ein Gefühl von Eingesperrtsein und Fremdbestimmung, das zu tiefen inneren Konflikten und bis hin zum Burnout führen kann.

Es wird völliges Aufgehen in der Gemeinde erwartet: Das Übernehmen von Kleidungsstil, Musikgeschmack, Gebetsarten, das Ausrichten von persönlichen Freiräumen an Gemeindeterminen, Entscheidungen werden abhängig von der Gemeindeleitung und deren Genehmigung. Die Gemeinde fordert, zum Lebensinhalt des Gläubigen zu werden und oberste Priorität zu haben. Geschieht dies nicht, wird dies wiederum als Rebellion und als "fleischliches Christsein" eingestuft. Die Regeln der Gemeinde sind unter allen Umständen einzuhalten und "es darf nicht sein, was hier nicht reinpasst."

Solche Gemeinden schließen entweder das Wirken des Heiligen Geistes vollständig aus oder überbetonen den christlichen Mystizismus. Es wird mit Stereotypen und Spiegelpädagogik gearbeitet, und was nicht hineinpasst, ist dämonisch. Was nicht erklärbar ist, ist ebenfalls dämonisch. Eigentlich befindet man sich permanent im Kampf gegen die eigenen und die angreifenden Dämonen.

Bibelstellen werden genutzt, um eigene Positionen zu unterstreichen, nicht um über sie zu reflektieren, um den eigenen Standpunkt zu finden. Die Bibel wird nicht im Kontext und völlig einseitig gelehrt, indem bestimmte Passagen immer wieder- und andere niemals gepredigt werden. Dadurch entsteht ein verzerrtes Gottesbild, der Sinn wird umgedeutet und der eigenen Lehrmeinung angepasst.

Andere (christliche) Lehrmeinungen und Interpretationen von Bibelstellen in strittigen Fragen

( z.B. Homosexualität, Gnadenverständnis, Erlebbarkeit Gottes) werden nicht akzeptiert, sondern als Irrlehre eingestuft. Also widerspreche bloß nicht, wenn du nicht verloren gehen willst!

 

Das eigene Gottesbild ist das einzig wahre in der missbräuchlichen Gemeinde, alle anderen liegen falsch.

Oftmals ist dieses Gottesbild geprägt von einer Art Führerstatus und militantem Kadavergehorsam statt von Beziehung, Liebe, Gnade und freiwilliger Nachfolge, oder, auf der anderen Seite, die ganze Autorität liegt beim Gläubigen, und er ist an fehlendem Segen "selbst schuld" (Word/Faith)

 

Gott als souveräner, perfekter Vater spielt keine Rolle, Barmherzigkeit ebenfalls nicht.

 

 

Es wird Angst geschürt vor Andersgläubigen, eigenen Empfindungen und Wahrnehmungen, indem sie dämonisiert werden. Psychische Konflikte werden ausschließlich als dämonische Angriffe gewertet, Krankheiten oftmals als dämonische Besessenheit oder das Verbleiben in Sünde eingestuft. Das Erlösungswerk Christi wird relativiert und durch Werksgerechtigkeit ersetzt. Was nicht ins Gemeindekonzept passt, wird als Sünde deklariert. Es wird erwartet, dass das, was die Gemeindeleitung ablehnt, kritiklos ins eigene Leben übernommen wird.Die Gemeindemitglieder werden nicht als gleich befähigt angesehen, eine Gottesbeziehung aufzubauen und ihrer Mündigkeit beraubt. Die Erfahrungen der Gemeindeleitung sind heiliger, weiter, reifer, gültiger als die einfacher Mitglieder ( Auserwähltheits-Anspruch). Weil sie sich für auserwählt halten, informiert sich die Gemeindeleitung über Dritte über deine Lebensumstände, aktuelle Probleme und Sachlagen und lässt dabei auch nicht vertrauliche Seelsorgegespräche aus. Sie kontrolliert und gibt vor, wie du zu sein hast. Sie trennt nicht zwischen Fehlverhalten und Person, sondern spricht über Flüche, Dämonenbesessenheit und falsche Geister.

Der eigener Glaube, deine eigene Gottesbeziehung wird in deutlich in Frage gestellt. Manipulative Techniken werden angewendet:

"Glaubst du nicht auch, dass das Problem eher bei dir liegt? Gott sagt dir, dass du demütiger werden sollst. Ich nehme ganz deutlich wahr, dass du hier ein Unterordnungsproblem hast! Das kannst du noch gar nicht wissen, da bist du geistlich noch nicht!" "Du musst jetzt das und das machen!" "Gott hat mir gesagt, dass du...." "Du glaubst nicht genug!" "Du hast nur Probleme, weil du so rebellisch bist!" "Du bist wirklich voll in deinem Ego, du lässt es an Hingabe mangeln!" "Betrübe nicht den Heiligen Geist!"

 

Da dieses Verhalten vorgegeben und vorgelebt wird, entwickelt sich eine Gruppendynamik der Übergriffigkeit und des Richtgeistes. Der Schwerpunkt liegt darauf, unter allen Umständen die Gemeinderichtung/Ideologie durchzusetzen, auch über persönliche Verletzungen und alle Grenzen des guten Geschmacks hinweg hin zu psychischem Druck und Qual, dem Ideal unter allen Umständen entsprechen zu müssen, um weiterhin angenommen zu sein.

Es wird mit Bestrafung gearbeitet. Liebesentzug, nicht grüßen, Ausgrenzung, Kontaktverbote. Entziehen von Privilegien. Ignoranz, Abwertung, Gaslighting. Abfällige Blicke, öffentliche Anspielungen, Spott, um "rebellische Gemeindeglieder" wieder fügsam zu machen. Weiterhin wird zu demütigenden Tätigkeiten als "Zurechtbringung" gegriffen, öffentliches Sündenbekenntnis verlangt, Sündenbewusstsein eingefordert, öffentliche, einseitige Entschuldigungen befohlen.

 

Hier wird die Annahme durch die Gemeinde mit der grundsätzlichen Annahme und Heilsgewissheit durch Jesus gleichgesetzt- du wirst "behandelt wie ein Gottloser, um dich zurechtzubringen"

 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass alle Methoden und Wege, die die Gemeinde als Leib Christi zu Christus selbst erklären, die vom Mitglied ein Verbergen und Verleugnen der eigenen Persönlichkeit zugunsten des Gemeindezieles erwarten, die deine eigene Mündigkeit und persönliche Entscheidungsfreiheit einschränken und manipulieren, kurz:

 

Die die innere, ureigene Persönlichkeit und Würde verletzen, geistlichen Missbrauch darstellen.

 

Im nächsten Artikel geht es darum, wie man sich aus missbräuchlichen Mustern befreit.

Geistlicher Missbrauch hat die gleichen seelischen Auswirkungen auf einen Menschen wie erfahrene Vergewaltigung und häusliche Gewalt. Geistlicher Missbrauch traumatisiert!

 

"Die Würde des Menschen ist unantastbar."

"Er ist ein Gott, der dich sieht"

Du bist gesehen und geliebt, erwählt und wunderbar.

 
Quellen: In Dankbarkeit und Achtung für die jeweiligen Projekte und Aufklärungsarbeiten:
https://www.deutschlandfunk.de/spiritueller-missbrauch-ich-passte-ins-beuteschema-100.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Gruppenzwang#:~:text=Gruppenzwang%20%28auch%20Konformit%C3%A4ts%20-%20oder%20Gruppendruck%2C%20engl.%20unter,der%20Zugeh%C3%B6rigkeit%20gilt%20und%20die%20Gruppe%20begrenzt%20ist.
https://www.youtube.com/watch?v=oI9Xkp5_YEI
Mit Dank an Prof. Dr. Samuel Pfeifer für eine wirklich gute Vorlesung.
"Die Welle"- Morton Rhue.

sowie reichlich persönliche Erfahrung und Recherche.


 

bottom of page