" 4 Es sind verschiedene Gaben; aber es ist ein Geist. 5 Und es sind verschiedene Ämter; aber es ist ein Herr. 6 Und es sind verschiedene Kräfte; aber es ist ein Gott, der da wirkt alles in allen." (1. Korinther 12, 4 ff)
"Dies alles aber wirkt derselbe eine Geist, der einem jeden das Seine zuteilt, wie er will." (1.Korinther 12, 11)
"Die Menge der Gläubigen aber war ein Herz und eine Seele; auch nicht einer sagte von seinen Gütern, dass sie sein wären, sondern es war ihnen alles gemeinsam." (Apg. 4,32)
"Wenn wir aber unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit." (1.Joh 1,9)
Meine lieben Freunde,
im letzten Artikel der Serie habe ich davon erzählt, wie es unsre Theatergruppe "Besetzungscoach" im wahrsten Sinne des Wortes und mit Pauken und Trompeten zerlegt hat.
Ach, das kennen wir, nicht?
Wieviele hoffnungsvolle Gemeindeprojekte sind an Streitereien, unversöhnlichen Positionen, zwischenmenschlichen Konflikten gescheitert? Wie oft gab es Fremdübernahme, plötzliche Dominanz von Ansichten, die ganze Bewegungen spalteten? Gerade, aktuell, ist es wieder zu sehen: Vineyard Anaheim, die Mutterkirche der Vineyardbewegung, distanziert sich von Vineyard USA, spaltet sich ab und "macht ihr eigenes Ding". Als ob es nicht bereits genug Spaltung gäbe im christlichen Leib, genug eigene Suppen nach dem Motto: Kirche Christi, die wahre Kirche Christi , die einzig wahre Kirche Christi.
Ich seufze und lasse hilflos die Arme fallen. Als ob. Als ob Jesus zu immer weiterer Spaltung aufriefe und nicht zu Einheit im Geist und Konsens in ihm.
Wir sind keine Meister in Zusammenhalt, in gegenseitigem Respekt und in Achtung. Wir verurteilen lieber, als unser Wissen zu teilen, wir neigen dazu, mit einem Maß zu urteilen, das, würde es auf uns und unsere eigenen Schwächen angewandt werden, uns himmelangst machen würde! Aber in solchen Dingen messen wir mit zweierlei Maß- und das war auch niemals anders. Ob Jesus, ob Paulus-beide mahnen dasselbe ab: Uneinigkeit, "der erste sein wollen" den Ehrenplatz einnehmen wollen- das ist das riesige Thema unsrer Menschheitsgeschichte.
Doch wie kann es gelingen, das Stück aufzuführen, wie es Gott vorgibt?
Oh, ich denke, genauso wie es funktioniert hätte, das Theaterstück dann doch noch auf die Bühne zu bringen:
Wisst ihr, wenn etwas so verfahren ist, weil jeder einfach sein eigenes Ding über alles andre setzt, wenn es schon lange mehr darum geht, seine eigene Rolle auszuspielen, anstatt dem Regisseur zuzuhören, wenn eigene Interpretationen über die der Regie gesetzt werden, dann muss es irgendwann zum großen Knall kommen- das ist unausweichlich.
Wir hätten damals eine Krisensitzung einberufen müssen.
Wir als Regisseure hätten klipp und klar die Marschrichtung vorgeben müssen, und nur jene mitspielen lassen sollen, die der Idee und dem Stück mehr verschrieben waren als ihrem eigenen "gut in Szene gesetzt sein". Wir hätten zudem die Gewissensfrage stellen müssen:
"Willst du "einfach nur spielen", um "dich selbst gut und wichtig zu fühlen", oder geht es dir noch um die Aufführung und die Gruppe selbst? Bist du bereit, dich der Sache zu verschreiben, oder willst du was ganz anderes machen? Wo stehst du? Wenn du etwas anderes aufführen willst, als das, was hier der Rahmen und die Zielsetzung ist- dann bist du frei zu gehen. Aber es findet dann nicht hier statt. Wenn du Goethes Faust aufführen willst oder Peer Gynt- dann ist das nicht mehr Dantons Tod. Wenn du Improvisationstheater spielen willst- dann bist du im Drama nicht gut aufgehoben. Aber wenn du mitspielen willst, dann gib dich vollherzig in das Projekt: Lern deine Rolle, hilf denen, die Orientierung brauchen mit deinem Wissen, spiele die Beziehungen zueinander so, dass sie dem Stück entsprechen. Tritt immer wieder einen Schritt zurück, um das große Ganze zu sehen und frag dich, ob deine Interpretation noch dazu passt. Und vor allem: Folge den Regieanweisungen und führe nicht selbst Regie. Denn die Regie hat den Überblick und bietet das Zusammenspiel von Gemeinschaft, Sprache, Drama und Kulisse. "
Man kann ein Theaterstück nur dann aufführen, wenn jeder die Grenzen seiner Rolle akzeptiert, der Interpretation des Regisseurs vertraut und sein Bestes gibt, dieser auf seine (individuelle) Weise gerecht zu werden. In der Regel ist es doch so, dass der Regisseur sich was bei der Rollenverteilung gedacht hat, oder? Er sieht, was der einzelne Schauspieler, der nur seine Rolle und die damit verbundenen Szenen und Dialoge mit anderen Schauspielern lernt, nicht sieht. Entsprechend muss es der Regisseur gut erklären, ein Gesamtbild entwerfen, das in sich stimmig ist und zu einer Menge "ach so ist das gemeint "-Momenten führt. Lebendig wird das Stück nicht durch die einzelne Rolle, sondern durch die Beziehungen, Dialoge, die Zwischentöne und das Zusammenspiel der Akteure. Und dadurch, dass man die Rolle versteht, die einem auf den Leib geschneidert wurde: Man muss sie verkörpern, nicht auswendig lernen. Man muss sie mit Leben füllen, sie sich zu eigen machen und sich darin verlieren.
Teil einer Gruppe zu sein ist nicht leicht. Eine One man show ist einfacher, weil man dort seine eigenen Regeln schreibt. Man ist Regisseur und Schauspieler zugleich, man hat alle Fäden in der Hand und die absolute Kontrolle über Gelingen oder Scheitern. Zusammenspiel, Beziehungsgeflechte-sie erfordern Fingerspitzengefühl, persönliche Reife, die Fähigkeit, auch mal zurückzustehen.
Wir als Christen- haben die Kontrolle nicht.
Nein, als Teil der Geschichte, die Gott mit uns schreibt, bekommen wir unsre Rolle zugewiesen, werden wir in Situationen gesetzt und dürfen nicht aus der Rolle fallen. Wir erhalten die Gabe, die der Heilige Geist in seiner Vollmacht für richtig und perfekt für uns hält, wir werden unsrer Position zugewiesen- aber wir spielen nicht das ganze Stück alleine, halten nicht alle Gaben.
Das tat nur Jesus allein.
Aber fragen und bitten um Weisheit, um Erkenntnis, um Führung- diese Gaben stehen allen jederzeit offen. Denn sie sind notwendig, damit wir richtig spielen.
Noch etwas ist notwendig, wenn etwas so gegen die Wand gefahren ist, dass alle verletzt und traurig sind. Es ist das, was so unpopulär wird, dass es zum Weinen ist, weil es die zentrale Aussage des Christentums ist.Tracy Chapman hat es in "Baby can I hold you" so auf den Punkt gebracht:
"Sorry is all you can't say. Years gone by and still words don't come easily, like sorry, like sorry. Forgive me is all that you can't say- years gone by and still words don't come easily, like forgive me, forgive me.
I love you is all that you can't say, years gone by and still words don't come easily, like I love you, I love you."
("Baby, can I hold you" Tracy Chapman)
Wir alle bauen Mist. Wir alle werden, wenn wir merken, dass wir uns verrannt haben, Opfer unsrer eigenen Schwächen wurden oder auf andere Weise ertappt und überführt sind, wirklich garstig und abwehrend. Lieber wälzen wir dann ab oder "machen dicht"-"verhärten unsre Herzen," wie es die Bibel nennt. Es ist einfacher, denn das erstere ist ein Eingeständnis der eigenen Schwäche. Aber wie Paulus es schon sagte:
"Darum will ich mich am allerliebsten rühmen meiner Schwachheit, auf dass die Kraft Christi bei mir wohne." (2. Korinther 12,9)
Wer schon mal erlebt hat, dass sich jemand entschuldigte, nicht dahergesagt, sondern von Herzen: "Ich habe dir Unrecht getan, es tut mir leid. Ich habe mich geirrt. Ich habe dich nicht gesehen. Ich möchte das ändern" ,
der weiß, welch heilende Befreiung eine solche ernstgemeinte, vollen Herzens geäußerte Entschuldigung hat. Wie wiederherstellend sie ist. Wir antworten automatisch in Güte, in Liebe. Oder nicht?
Ich schließe diese Reihe nun mit drei Fragen:
1.) Versteht du deine Rolle in dem Epos, den Gott schreibt? Kennst du den Regisseur?
2.) Folgst du dem Regisseur oder willst du Regie führen?
3.) Kennst du das Drehbuch? Oder hörst du auf die Interpretation des Ensembles?
Weißt du, wenn du dich verlaufen hast, dann ist das nicht schlimm. Nicht unverzeihlich. Aber es wäre gut, es dem Regisseur zu sagen. Es Gott zu sagen. Und es in Zukunft anders zu machen. Es wäre gut, dich bei denen zu entschuldigen, die du, ohne es zu wollen, mitgerissen hast. Und einfach einmal mit dem Schwamm über die Vergangenheit zu wischen, um neu anzufangen.
Mit ihnen- und mit Gott.
Denn seien wir mal ehrlich:
Es gibt doch nichts schöneres als Teil einer Aufführung zu sein, die perfekt zusammenspielt. In der jeder seine Rolle kennt, liebt und ausfüllt, und Dialoge natürlich und echt rüberkommen. Die Spannung beinhaltet, Wendungen und Dramatik, Liebe, Freude und Hoffnung.
Eine Aufführung, die am Ende alle, alle- vom Schauspieler bis zum Publikum von ihren Sitzen aufspringen lässt in Standing Ovation und den Regisseur mit tobendem Applaus unter Jubel ehrt. Wenn er hinter dem Vorhang hervortritt- und die Rolle einnimmt, die ihm gebührt.
Und nichts, nichts wird das Gefühl ersetzen, von ihm gesagt zu bekommen:
"Gut gemacht. Wirklich gut gemacht. Ich bin begeistert. Komm, jetzt lass uns essen gehen und feiern."
"Du aber, was richtest du deinen Bruder? Oder du, was verachtest du deinen Bruder? Wir werden alle vor den Richterstuhl Gottes gestellt werden. 11 Denn es steht geschrieben (Jesaja 45,23): »So wahr ich lebe, spricht der Herr, mir sollen sich alle Knie beugen, und alle Zungen sollen Gott bekennen.«" (Römer 14,10 ff)
Seid gesegnet,
Sibylle/Zionstochter.
Wöchentliche Impulse und Gedanken zu diesem Artikel findet ihr wie immer Mittwoch, Freitag und Sonntag auf meiner Facebook Seite: https://www.facebook.com/Sibyllezion und den dazugehörigen Facebook Gruppen.
Parallel beginnt in den nächsten Tagen der Frauenbereich mit dem Artikel:
Eine Ezer k'enegdo werden- das abwertende Frauenbild der Jahrhunderte und was "Helferin" wirklich heißt.
Ich freu mich unbändig darauf.
Quellen:
Bibelstellen zitiert nach: Lutherbibel 2017, www.bibleserver.com.
Foto: Wix Medien.
Worship: "Sovereign over us" Shane & Shane.
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