" Ach, das ist doch alles Mist hier! "
Entnervt starrte ich heute auf einen Prozess des kreativen Schaffens, der mir eigentlich große Freude bereitet: Ich habe meinen Adventskranz gebunden. Aber schon im Vorfeld lief alles schief:
Die Wohnung ein kreatives Chaos, die Weihnachtsplätzchen noch nicht gebacken und reichlich viel Bedürfnis nach "einfach mal sein dürfen" im Gepäck. Ich war frustriert und so gar nicht in Weihnachtsstimmung. Ein Berg Zweige lag vor mir, der irgendwie zusammengehörte: Wie, das wusste ich noch nicht.
Angefeuert wurde diese Stimmung von einer sich über Jahre ziehenden Grübelei: Warum, verflixt nochmal, passen Puzzleteile nicht zusammen, die zusammen gehören? Inspiriert von der Freude an Jesus war ich einigen christlichen Diensten gefolgt, und ich erkannte etwas in ihnen, das auch mich antreibt: Die Sehnsucht nach Eden. Die innere Freude, die Hoffnung, die Sehnsucht und die eigenen Träume als Weg. Die Erfahrbarkeit Jesu. Immer wieder traf ich ihn dort, den, den mein Herz liebt: Den Heiligen Geist, unverwechselbar, eindeutig, in seiner ganzen so vertrauten Persönlichkeit. Es ließ mich strahlen, auftanken, leuchten. Ich erkannte ihn am unverwechselbaren tiefen, subtilen und fast englischen Humor. Ich erkannte ihn in der Art, wie er im Leben anderer wirkte. Ich erkannte ihn in seiner Feinsinnigkeit und listigen Überführung, die uns mit einem tief freundlichen: "Ja, typisch ich!" hinterlässt, bevor wir murmeln: " Ja, hast recht. Tut mir leid". Ich erkannte ihn in "Certainty" Taschentüchern, die Antwort waren auf tief empfundene Ungewissheit, begleitet von dem schmunzelnden: "Nimm dir ein Taschentusch und trockne deine Tränen. Ich bin Gewissheit". Lauter kleine Bausteine, die ich hier und dort fand, die mich umarmten und mit seiner Realität erfüllten.
Wie gehört es zusammen, Herr? Warum sind wir uns so fremd und gleichzeitig so vertraut?
Es hat ungefähr so lange gedauert, zu verstehen, was Jesus mir sagen wollte, wie es dauerte, den Adventskranz dann doch noch zusammenzubinden: Es sind verschiedene Ansätze, aber es ist derselbe Traum. Es sind verschiedene Zielgruppen und Schwerpunkte, aber dieselbe Wahrnehmung Gottes. Es ist Kultur, es ist Emotionalität versus intellektuelle Freiheit, es ist Archetypen versus freie Identität in Jesus, verbunden im selben Traum: Heilung, Wiederherstellung, Identität. Sehnsucht, die den Weg nach Hause weist. Es ist der Wunsch, kopfüber ins Abenteuer zu stürzen, das Jesus bereithält. Es ist dieselbe Freude an seiner Lebendigkeit. Es ist dieselbe Antwort auf die Frage: Warum bist du Christ- und ein grundverschiedener Ausdruck in Methoden, Konzepten, Wegen. Ein anderer Schwerpunkt. Nichts weiter.
Ich glaube, viel der Trennung in der christlichen Gemeinschaft fusst auf solchen Unterschiedlichkeiten. Das, was für uns der wahre Weg ist, ist es für den anderen nicht, weil Gott uns einzigartig geschaffen hat. Doch oft zweifeln wir den Weg des anderen an, weil er uns für uns selbst nicht richtig erscheint. Dabei arbeitet der eine mit Hingabe in der Heilung von Traumata, der andere hat sich ganz der Gender-Frage verschrieben. Die nächste ruft Künstler und Individualisten, der nächste verlorene, verletzte Menschen. Manche treffen Jesus am Lagerfeuer, andere in der Liturgie der Kirche, wieder andere beim Spazierengehen und Dichten. Immer ist er derselbe, immer ist er der, der unsere Herzen vereint.
Und doch: Es scheint, es sind nicht viele, die Gott als liebenden Vater begreifen: Sie alle sammeln sich rund um C.S.Lewis, Henri Nouwen, Brother Lawrence und Brennan Manning. Sie alle finden sich in denselben Büchern wieder, teilen dieselben Gedanken, dieselbe Sehnsucht des Herzens. Vielleicht ist es so, dass man Gnade erst erkannt haben muss, erst verstehen muss, dass Träumen, Wünschen und Hoffen nicht nur erlaubt, sondern zutiefst erwünscht ist, damit sich die Tür nach Narnia öffnet.
Und so finde ich meinen eigenen Weg mit denen, die nicht in Kategorien passen, künstlerisch sind, chaotisch, frei und intellektuell. Jenen, die Feuerfackeln in die Luft werfen und die Tiefe suchen- gleich, ob sie schreiben, singen, malen oder stricken. Wir alle werden gebraucht, denn ohne uns kreative Köpfe wird der Himmel ein langweiliger Ort! Lasst uns unsere vielen Farben in die Welt tragen.
In den nächsten Wochen lasst uns alle gemeinsam Jesus in die Arme laufen. Lasst uns begreifen, dass unsere Adventskränze unterschiedlich aussehen, oder gar nicht auf dem Tisch stehen! Lasst uns verstehen, dass wir unseren kreativen Ausdruck genau auf die Weise auf die Welt tragen, in der es für uns bestimmt ist. Aber lasst uns auch verstehen, dass es eine Familie gibt, die sich dort findet, wo Gott gut, lebendig und nahbar ist.
"Abba, wir gehören dir!"
Und der Adventskranz? Oh, der ist fertig! Und während die Lichterketten vorglühen, denke ich: Plätzchen? Ach, die sind morgen schnell gebacken.
• Was ist dein Adventskranz, den du selbst bindest? Wo passen Zweige nicht zusammen oder müssen zurechtgeschnitten werden?
• Nimm dir diese Woche doch mal einen Moment Zeit, um darüber nachzudenken: Welches Chaos in deinem Leben könnte Jesus in etwas Schönes verwandeln? Wo bittet er dich, seiner Kreativität zu vertrauen?
Wo immer du stehst:
Das wichtigste ist doch, dass wir eines verstehen: Unsere Sehnsucht nach Eden treibt uns in die Arme dessen, der uns den Weg bereitet hat. Und er wird kommen. Wie er schon einmal kam. Begleiten wir ihn also auf dem Weg zum ersten Kommen, damit wir Hoffnung finden für seine Wiederkehr. Und nehmen wir unsere Kreativität und stellen sie in den Dienst des Abenteuers, Christus zu reflektieren. Mach die Welt bunter, auf der du lebst! Gib Segen so, wie es dir entspricht.
Maranata. Wir warten auf dich.
Lasst das Licht heller werden! Und uns am Ende Gnade finden. Unverhüllt, zerbrechlich und zart.
Sibylle./ Sacred Garden Project.
Lobpreis: Von guten Mächten- Dietrich Bonhoeffer. Hier: Worship alive.
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